Hamburger Euthanasie-Opfer - Die Toten von 1939 - 1945
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Orte der Euthanasie-Verbrechen in Hamburg

 

Alsterdorfer Anstalten
Heute: Evangelische Stiftung Alsterdorf
Alsterdorfer Markt 4, 22297 Hamburg

Aus den Alsterdorfer Anstalten wurden in den Jahren 1938 bis 1943 über 600 Kinder, Frauen und Männer abtransportiert. Über 500 von ihnen wurden in Anstalten der »Euthanasie« getötet.

Seit 1984 erinnert ein Mahnmal an die Alsterdorfer »Euthanasie«-Opfer. Ein Gedenkbuch mit den Namen aller Alsterdorfer Opfer liegt in der Kirche St. Nicolaus aus (Ecke Sengelmannstraße/Dorothea-Kasten-Straße). Urnen mit sterblichen Überresten von zehn Alsterdorfer »Euthanasie«-Opfern aus Wien wurden 1996 in einem gemeinsamen Grab auf dem Ehrenfeld der Geschwister-Scholl-Stiftung auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt.

Seit 2007 markiert eine Stolperschwelle an der ehemaligen Anstaltspforte den Ort, wo die Bewohnerinnen und Bewohner in die Busse getrieben wurden.

Ein neuer Lern- und Gedenkort neben der Kirche mit dem dann aus der Kirche ausgelagerten, 1938 von Anstaltsleiter Pastor Friedrich Lensch stammenden Altarbild ist in Planung.

www.alsterdorf.de/ueber-uns/geschichte.html

 

Amt für Wohlfahrtsanstalten
Oberaltenallee 60, 22081 Hamburg
Das Gebäude existiert heute nicht mehr.
Heute: moderne Wohnbebauung Leo-Leistikow-Allee

Von hier aus wurde 1943 der Abtransport von über 1.600 Bewohnerinnen und Bewohnern staatlicher Alten- und Pflegeheime in auswärtige Anstalten veranlasst. Ein großer Teil der Abtransportierten fand dort den Tod.

Die Aufstellung einer Informationstafel des Denkmalschutzamtes auf dem heute neubebauten Areal ist in Planung

 

Gesundheits- und Fürsorgebehörde, ab 1938 Gesundheitsverwaltung Hamburg
Heute Bezirksamt Hamburg-Mitte – Fachamt Gesundheit
Besenbinderhof 41, 20097 Hamburg

Hier organisierten Senator Dr. med. Friedrich Ofterdinger und dessen Vertreter, Dr. jur. Kurt Struve, die Abtransporte der Hamburger Patientinnen und Patienten in die Anstalten der »Euthanasie«.

Eine Informationstafel des Denkmalschutzamtes ist in Planung.

 

Kinderkrankenhaus Rothenburgsort
Heute: Institut für Hygiene und Umwelt Hamburg
Marckmannstraße 129 a, 20539 Hamburg

In der Kinderfachabteilung Rothenburgsort, die von 1940 – 1945 im Kinderkrankenhaus existierte, wurden eine nicht exakt zu bestimmende Zahl von Kindern, mindestens aber 126 getötet.

Heute erinnert eine Informationstafel des Denkmalschutzamtes an das Geschehen. 36 Stolpersteine liegen vor dem Eingangsbereich des Gebäudes. Ein Gedenk- und Lernort ist in Planung.

 

KZ Neuengamme
Heute: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg

Im Rahmen der »Sonderbehandlung 14 f 13« wurden im Juni 1942 295 von einer SS-Ärztekommission selektierte Häftlinge nach Bernburg transportiert und dort in der auch nach dem Stopp der »Aktion T 4« noch betriebenen Gaskammer getötet.

Das Geschehen wird durch Informationstafeln und Exponate in der Hauptausstellung dokumentiert.

www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de

 

Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität
Von den Gebäuden existieren heute nur noch drei ehemalige Pavillons.
Heute: Universitätsklinikum Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg

Die Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität befand sich seit 1942 auf dem Gelände des Universitätskrankenhauses Eppendorf. Sie hatte eine wichtige Funktion für die Durchführung der »Euthanasie«- Morde. »Behandlungswürdige« Kranke wurden aufgenommen und behandelt, vermeintlich unheilbar Kranke in die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn verlegt. Von dort erfolgten die Transporte in Tötungsanstalten der »Euthanasie«.

Eine Gedenktafel vor dem Eingang der heutigen Psychiatrischen Klinik erinnert an das Geschehen.

Im Medizinhistorischen Museum Hamburg auf dem Gelände des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Fritz Schumacher-Haus, Gebäude N 30) wurde im November 2017 ein Lern- und Gedenkort mit Tafeln und Exponaten zur Geschichte der Rassenhygiene, Zwangssterilisation und NS-Euthanasie in Hamburg eingerichtet.

www.uke.de/kliniken-institute/institute/geschichte-und-ethik-der-medizin/medizinhistorisches-museum/index.html

 

Sozialverwaltung Hamburg im Bieberhaus
Heute Geschäfts- und Bürohaus, sowie Theater
Ernst-Merck-Straße 9, 20099 Hamburg

Senator Oskar Martini und Georg Steigerthal, der Leiter des Amtes für Wohlfahrtsanstalten, betrieben von hier aus die Erfassung und Ausgrenzung sog. »Minderwertiger« (Bettler, Obdachlose, Prostituierte, Alkoholiker, Sinti und Roma, Behinderte) und veranlassten Zwangssterilisationen, Zwangsarbeit, Überstellungen in Konzentrationslager und Einweisungen in Anstalten, aus denen die Abtransporte in die »Euthanasie« erfolgten.

Eine Informationstafel des Denkmalschutzamtes ist in Planung.

 

Staatskrankenanstalt Friedrichsberg
Heute: Schönklinik Hamburg-Eilbek,
Dehnhaide 120, 22081 Hamburg

Auflösung in den Jahren 1934 bis 1935 aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen. 1.366 Patientinnen und Patienten wurden aus Friedrichsberg auf andere Hamburger Anstalten (Langenhorn, Alsterdorf, Wohlfahrtsanstalten) verteilt. Hier gehörten sie als »Heimatlose« frühzeitig zu denen, deren Versorgung auf ein Mindestmaß herabgesetzt wurde und die später häufig Opfer der Abtransporte in die »Euthanasie« wurden.

Gedenktafel für Elfriede Lohse-Wächtler, Malerin, Patientin in Friedrichsberg 1929, später Opfer der »Euthanasie« in Pirna-Sonnenstein 1940.

Eine Informationstafel des Denkmalschutzamtes ist in Planung.

 

Staatskrankenanstalt Langenhorn, ab 1943 Allgemeines Krankenhaus Langenhorn
Heute: Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll
Langenhorner Chaussee 560, 22419 Hamburg

Von hier wurden in den Jahren 1939-1945 über 3.600 Menschen in Tötungs- und Verwahranstalten abtransportiert, über 2.600 von ihnen fanden dabei den Tod, darunter 135 jüdische Patientinnen und Patienten bereits im Jahr 1940. Mehr als 20 Kinder wurden in der Kinderfachabteilung Langenhorn getötet.

Seit 2009 erinnert eine Gedenktafel vor dem Verwaltungsgebäude an die Opfer. Für 23 Opfer der Kinderfachabteilung sind Stolpersteine verlegt. Ein Lern- und Gedenkort mit ausführlichen Informationen und Hintergründen wird im Mai 2018 eingeweiht.

 

Versorgungsheim Averhoffstraße

Das Gebäude existiert heute nicht mehr. Heute befindet sich dort das Senioren-Wohnhaus der Wilhelm und Else Steenbeck-Stiftung, Averhoffstraße 5, 22085 Hamburg

Von hier wurden 1941 und 1943 zahlreiche Patientinnen und Patienten in Tötungsanstalten der »Euthanasie« verlegt

 

Versorgungsheim Farmsen
Heute: Wohnanlage Pflegen und Wohnen Hamburg
August-Krogmann-Straße 100, 22159 Hamburg

Von hier wurden in den Jahren 1940-1943 zahlreiche Patientinnen und Patienten teils direkt, teils über Langenhorn in Tötungsanstalten der »Euthanasie« verlegt.

Eine Informationstafel des Denkmalschutzamtes erinnert an die Geschehnisse.

 

Versorgungsheim Norderstraße

Gebäude und Straße existieren heute nicht mehr. Heute befindet sich auf Höhe der Virchowstraße Nr. 19, 22767 Hamburg, das Technische Rathaus Altona.

Von hier wurden im Jahr 1941 zahlreiche Patientinnen und Patienten in Tötungsanstalten der »Euthanasie« verlegt.

Eine Informationstafel auf dem Gelände des Technischen Rathauses erinnert an die Geschichte.

 

Versorgungsheim Oberaltenallee

Siehe Amt für Wohlfahrtsanstalten

 

Straßen in Hamburg, die nach Opfern der NS-Euthanasie benannt sind

Irma-Sperling-Weg im Stadtteil Hamburg-Alsterdorf
Irma Sperling wurde 1943 aus den Alsterdorfer Anstalten nach Wien deportiert und 1944 in der Kinderfachabteilung »Am Spiegelgrund« in Wien getötet.

Dorothea-Kasten-Straße im Stadtteil Hamburg-Alsterdorf
(alte Zufahrtsstraße zum Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf)

Dorothea Kasten wurde 1943 aus den Alsterdorfer Anstalten nach Wien deportiert und 1944 in der Psychiatrischen Anstalt »Am Steinhof« in Wien getötet.

 

Hintergrundtexte zum Lern- und Gedenkort Langenhorn

 
DIE VORGESCHICHTE DER »EUTHANASIE«

DIE ENTWICKLUNG DES »EUTHANASIE«-PROGRAMMS

DIE HAMBURGER TÄTER«